Jetzt kommt er bald wieder der Zeitpunkt, wo wir für das nächste Jahr die großen Vorsätze schmieden, wo wir beschließen mehr Zeit für den Partner zu finden, endgültig abzunehmen, das Rauchen aufzuhören. Ja ich spreche von Silvester. Es ist aber auch die Nacht wo wir häufig nur noch resigniert auf die Lücke schauen zwischen dem, was passiert und dem, was wir eigentlich wollten und dann regelmäßig beschließen: dieses Jahr wird es anderes. Kennst Du diesen Frust auch? Es liegt nicht daran, dass es nicht möglich gewesen wäre, sondern dass wir wieder im Hamsterrad alter Gewohnheiten hängen geblieben sind. Denn möglicherweise haben wir die Macht der Gewohnheit nicht in ihrem ganzen Ausmaß verstanden
Warum haben die Gewohnheiten so eine Macht?
Es werden eben nicht nur Handlungsabfolgen wie z.B. Zähneputzen oder Autofahren als Automatismus gespeichert, sondern auch negative Angewohnheiten, wie z.B. bei Frust zum Kühlschrank zu laufen, die Klamotten liegen lassen wo wir sie ausgezogen haben – na, ihr habt sicherlich eine Menge Beispiele auf Lager. Da wir nun wissen, dass es uns schwerfällt, am Ball zu bleiben – weil eben viele alte negative Gewohnheiten sich Bahn brechen – könnten wir für die Zukunft etwas dagegen setzen: nämlich positive Gewohnheiten. Aber wie?
So wie unsere negativen Gewohnheiten auch erst im Laufe eines gewissen Zeitraums durch ständiges Wiederholen entstanden sind, so müssen auch die positiven Handlungen wiederholt werden um wirksam zu werden, und zwar mindestens 30 Tage. Warum wirken die Wiederholungen? Ganz einfach: Alles, was Du häufig wiederholst, wird im neuronalen Netzwerk deines Gehirns als ein Muster gespeichert, was zu einem Automatismus führt und Du musst nicht alles immer wieder neu lernen. Autofahren, Radfahren, Laufen – alles erledigen wir nebenbei und automatisch und wir müssen darüber nicht mehr nachdenken. So ist es auch, wenn wir eine positive Gewohnheit programmiert haben – wir tun es einfach und entscheiden nicht jedes Mal neu. Ich z.B. denke nicht mehr darüber nach ob ich am Morgen meditiere oder nicht. Ich setze mich einfach am Morgen hin. Seitdem ich die Gewohnheit etabliert habe, den Schlüssel immer sofort in ein Kästchen zu legen sobald ich die Wohnung betrete, sind mir meine Katastrophenzustände, wenn der Schlüssel weg ist, erspart geblieben. Und wir sparen Energie und Zeit, denn denken wir bei jeder Handlung neu darüber nach ob wir sie tun oder nicht, kostet dies Kraft und meistens siegen dann die alten Gewohnheiten.
Wie also könnten wir am besten eine Gewohnheit programmieren?
Am besten funktioniert eine erfolgreiche Neuprogrammierung wenn wir engagiert, begeistert, enthusiastisch etwas tun. Dann nämlich fließt viel elektrischer Strom in unser Gehirn. Unsere Nervenzellen merken sich die neue Verbindung leichter und langfristiger. Denn die alten Gewohnheiten haben bereits eine dicke Autobahn in unserem neuronalen Netzwerk im Gehirn hinterlassen und die heißt es zu überschreiben. Handelst Du lustlos und gelangweilt, vergesse es!
Schauen wir mal so ein Programmieren an einem konkreten Beispiel an:
Vielleicht hast Du beschlossen, zur Hochzeit deiner Freundin in deinem sexy Abendkleid zu erscheinen, das dir allerdings am Bauch herum zu enge geworden ist und Du willst am Bauch abnehmen;
oder Du beschließt, im neuen Jahr in eure Beziehung wieder mehr Nähe und Liebe zu bringen;
oder Du willst bis zum Ende des Jahres ein Buch geschrieben haben.
- Für was auch immer Du dich entscheidest, entscheide dich für ein Ziel was Du wirklich möchtest, dieses Ziel muss Freude in dir auslösen. Damit kommt das Ziel bei dir an. Stelle dir dies plastisch mit allen Sinnen vor.
- Finde 5 gute Gründe, warum es sich unbedingt lohnt, es zu tun.
- Entscheide Dich innerhalb von 72h eine erste Handlung dafür zu tun (danach sinkt die Wahrscheinlichkeit auf Null).
Überlege dir, welche Handlung Du täglich dafür tun willst. Plane fest ein, dass Du diese Handlungen mindestens 30 Tage durchhältst . Sie sollte überprüfbar und in einer realistischen Größendimension sein. Wenn Du dir zu viel vornimmst, ist die Gefahr zu groß, dass Du frustriert scheiterst. Dabei muss es nicht immer dieselbe Handlung sein, aber es sollte eine Handlung sein, die zu deinem Ziel führt
Beispiele:
Ich mache jeden Morgen sit-ups gegen mein Bauchfett.
oder: ich schreibe jeden Tag etwas Positives über meinen Schatz auf für eine engere Beziehung
oder: ich schreibe jeden Tag eine Seite um mein Buch Ende des Jahres fertigzustellen
- Nimm dir dann einen kleinen Zettel (Karteikartenformat) und schreibe auf die Vorderseite dein Ziel und auf die Rückseite deine erste, konkrete Handlung für den nächsten Tag darauf, z.B. 5 Sit-Ups . Lege diesen Zettel neben dein Bett. Am nächsten Abend (wenn Du die Handlung durchgeführt hast, machst Du einen dicken Hacken dahinter und schreibst für den nächsten Tag einen neuen Zettel: Vorne dein Ziel, auf der Rückseite die Handlung für den nächsten Tag. Möglicherweise steigerst du jetzt bereits auf 7 Situps usw.
- Nach 30 Tagen – deine Handlung ist hoffentlich bereits selbstverständlich geworden – kannst Du einen weiteren Automatismus programmieren. So kannst Du im Laufe des Jahres immer mehr positive Handlungen in einen Automatismus verwandeln.
- Wenn Du das ganze Vorhaben noch verbindlicher gestalten möchtest, informiere 1-3 Menschen über dein Vorhaben.
Willst Du dein Vorhaben noch verbindlicher gestalten? Dann erlaube einem Menschen deines Vertrauens innerhalb dieser Programmierungszeit regelmäßig nachzufragen, ob Du wirklich am Ball geblieben bist.
Ein gutes neues Jahr wünsche ich Euch.